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Wein-Papst Löbbe wieder im Rennen

Klaus Löbbe

Gevelsberg. Das Feuer brennt noch in den hellwachen Augen von Klaus Löbbe. Vor allem wenn er auf den Wein zu sprechen kommt. Diese Gaumenfreude, dieser Hochgenuss, diese Wissenschaft des edlen Rebensafts fesselt den Gevelsberger seit 1957. Schnell nachgerechnet: Das sind 58 Jahre. Doch eben diese Liebe trieb ihm im Jahr 2014 auch die Tränen in die Augen, denn er sah sein Lebenswerk den Bach hinunter gehen. Mit 74 Jahren und der Rückendeckung der Ärzte ist er nun wieder Chef im eigenen Hause und betreut die Kunden in seiner Weinfachagentur.

Plötzlich nicht mehr geöffnet

Die hatte Jahrzehnte lang als "Weinzirkel - Vinothek Löbbe" einen Ruf wie ein Donnerhall, wenn es um exquisite Tröpfchen und vor allem unerschöpfliches Fachwissen über alles, was irgendwo auf der Welt mit Wein zu tun hat, ging. Im Jahr 2007 war es so weit, dass Klaus Löbbe sich sagte: "Ich bin alt genug, jetzt mache ich meinen Beruf wieder zum Hobby." Mit Hilfe der IHK fand er nach langer Suche einen Nachfolger - ein heute 56-jähriger Dortmunder. Löbbe übergab das florierende Geschäft an den Weinkaufmann, der diese Ausbildung nach eigenen Angaben im Schnellverfahren gemacht hatte, nach knapp eineinhalbjähriger Einarbeitungsphase, während der die graue Eminenz seinem Nachfolger Tricks und Kniffe zeigte.

"Da war noch alles im grünen Bereich. Ich habe zwar gemerkt, dass es ihm an Fachwissen mangelt, doch das kann sich ja jeder aneignen", erinnert sich Löbbe. Dann habe sein Nachfolger Mittwochsnachmittags nicht mehr geöffnet. "Das ist einer unserer wichtigsten Tage. Da haben Ärzte und Anwälte frei und kaufen ein", sagt Löbbe und erzählt weiter. Darüber, dass plötzlich am Wochenende geschlossen war, darüber, dass plötzlich die Mietzahlungen ausblieben, darüber, dass nach vier Jahren eine Insolvenz dem gewachsenen Unternehmen den Garaus machte.

Tochter Sandra half dem Vater

Das brach Klaus Löbbe fast das Herz. Die Familie rückte zusammen, Tochter Sandra Werner sagte ihrem Vater Hilfe zu. Der ersteigerte das Geschäft in seinem eigenen Haus schließlich, nachdem er es fast neun Monate nicht betreten durfte. Offiziell gehört es meiner Tochter, sagt Klaus Löbbe, grinst verschmitzt und lässt keinen Zweifel daran, wer in dem Landen nun wieder den Hut auf hat. Der heißt seitdem "vividus - natürlich" und befindet sich wieder im Aufbau.

"Als ich das erste Mal wieder hier rein durfte, traf mich der Schlag", sagt Klaus Löbbe. Es sei verdreckt gewesen, kaum noch Warenbestände hätte er vorgefunden, hunderte von Kartonagen konnte er nur noch ins Altpapier schmeißen.

Doch Klaus Löbbe hat sich trotz einiger Wehwehchen unternehmerisch schnell wieder berappelt. "Der schönste Moment war, als mein erster Kunde nach der Schließung - ein bekannter Gevelsberger - bei mir klopfte, ich öffnete, er die Arme ausbreitete und rief: ,Ein Glück, er ist wieder da!'"

Alles lief wieder an, bis sein Ex-Nachfolger und aktueller Vorgänger wegen nicht bezahlter Rechnungen vor Gericht erscheinen musste. Über die Verhandlung wurde berichtet. "Obwohl in dem Text steht, dass er 56 Jahre alt ist, haben mich zahlreiche Anrufe ereilt mit der Frage, was bei mir denn schon wieder los sei." Antwort: Gar nichts, denn Klaus Löbbe hatte mit dieser Sache nichts zu tun.

Individuelle Termine möglich

Er setzt alles daran, den Weinhandel wieder auf Kurs zu bringen. Auf Anraten der Ärzte hat er offiziell zwar nur mittwochs und freitags von 15 bis 19 Uhr sowie samstags von 10 bis 19 Uhr geöffnet. "Aber jeder darf mich unter 02332/551276 anrufen, dann machen wir einen individuellen Termin aus - gern auch für Proben in ganzen Gruppen", sagt Löbbe, der auch wieder hat aufleben lassen, dass die Kunden zu jedem Wein eine Expertise bekommen - auf der Rückseite praktischer Weise mit dem passenden Rezept zum edlen Tröpfchen bedruckt.

Spezialisierung auf gewisse Sorten

Er spezialisiert sich auf so genannte autochthone Rebsorten. Das sind Pflanzen, die am jeweiligen Ort zwar ihren Ursprung haben, aber oft über Jahrhunderte nicht mehr angebaut wurden. Der gelbe Orleans oder der Tauberschwarz sind Beispiele. "Sie sind nicht so ertragreich wie andere Sorten, haben aber eine exzellente Qualität", sagt Klaus Löbbe. Seine Augen leuchten, wenn er die Flaschen ansieht. Diese Hingabe für den Wein will er aber weiterhin lieber wieder vom Beruf zum Hobby machen.

"Ich suche weiterhin einen Nachfolger. Ich helfe gern ein bis eineinhalb Jahre mit und gebe mein Wissen weiter. Er muss nur lernfähig und weinbegeistert sein", sagt Löbbe, der hofft, dass das Feuer für den Wein auch in den Augen seines zweiten Nachfolgern noch lange brennt.

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